Fehler im System: Die Krise, fossile Energieträger und der Kapitalismus

Fehler im System: Die Krise, fossile Energieträger und der Kapitalismus

Alles wird teurer, doch während wir grübeln wie wir durch den Winter kommen können, werden gerade wenige Reiche noch reicher. Die großen Öl- und Gaskonzerne haben im letzten Jahr ihre Gewinne verdoppelt oder verdreifacht. Aus unseren sowieso leeren Geldbeuteln fließt gerade richtig, richtig viel Geld in die schon total prallen Taschen der Besitzer:innen von RWE, E.ON, Shell und Co.

Außerdem verstärkt sich die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern: Kohlekraftwerke sollen länger laufen, russisches Gas wird einfach ersetzt durch Gas aus den Niederlanden und Norwegen oder LNG aus den USA. Das heißt die Klimakrise wird weiter angeheizt.

Gas

In den letzten Jahren haben die Regierung und die Konzerne Gas als vermeintlich grüne Energiequelle angepriesen und gefördert. (siehe Bau von Nordstream 2 oder Darstellung als „Brückentechnologie“). Dazu wurde das billige Gas aus Russland gerne genommen. Dabei ist Gas weder grün noch günstig. Gas ist einer der teuersten Energieträger. Und die Verbrennung setzt, zwar etwas weniger ls Kohle, aber immer noch große Mengen Treibhausgase frei. Die Stadt München hat selbst in einer Studie festgestellt, dass es möglich wäre, über Geothermie (also Nutzung der Erdwärme) große Teile der Stadt billig und klimafreundlich zu heizen. Aber Entscheidungsgrundlage ist, selbst bei den Stadtwerken, nicht saubere oder günstige Energie, sondern kurzfristige Gewinnquoten. Und weil die Anfangsinvestitionen für Geothermie leider sehr hoch sind, wurde weiterhin auf Gas gesetzt. Noch bis diesen August wurden Gasheizungen vom Staat finanziell gefördert, welche die Vermieter dadurch günstig einbauen konnten. Und jetzt wo die Preise explodieren, müssen wir Mieter:innen das ausbaden.

Strom

Auch der Strompreis steigt aktuell immer mehr. Wie viel der Strom in der EU kostet, bestimmt die sogenannte „Merit-Order“. Es verändert sich ständig wie viel Strom benötigt wird (Tag/Nacht, Sommer/Winter…) und wie viel produziert wird (Sonne-/Windverhältnisse). Das teuerste Kraftwerk, das im Netz benötigt wird, um insgesamt genug Strom herzustellen, legt den Preis fest. Alle anderen Stromarten und -produzenten bekommen den gleichen, teuersten Preis, also auch solche, die günstiger in der Produktion sind. Das Prinzip wird geschickt von Konzernen ausgenutzt, um den Strom möglichst teuer verkaufen zu können. Da erneuerbare Energien sehr günstig sind (müssen nur einmal aufgestellt und dann gewartet werden), haben Energiekonzerne kein Interesse daran, dass der ganze Strombedarf durch Wind und Solar gedeckt wird, weil dann auch der Strompreis insgesamt nach unten geht. Deshalb wurde in den letzten Jahren der Ausbau erneuerbarer Energien aktiv ausgebremst! Das heißt es wird weniger gegen die Klimakrise getan, und wir Verbraucher:innen müssen auch noch den hohen Preis zahlen, den die teursten, vor allem Gaskraftwerke festsetzen!

Am hohen Strompreis auf unserer Abrechnung ist also nicht der Ausstieg aus Atom und Kohle schuld, sondern einzig und allein der mangelnde Ausbau von erneuerbaren Energien und das Profitinteresse der großen Energiekonzerne. Laut dem Fraunhofer-Institut kostet Strom aus der Solaranlage nur rund 4ct pro Kilowattstunde, Braunkohle dagegen 13ct und Strom aus Gaskraftwerken bis zu 28ct! Und jetzt steigen die Kosten für fossile Energieträger noch weiter. Mit anderen Worten: wir dürfen dafür zahlen, dass unsere Wirtschaft auf Konkurrenz und die Gewinne einiger Weniger ausgerichtet ist statt darauf, alle günstig und sicher mit Strom zu versorgen!

Öl

Auf andere Art ziehen uns uns auch beim Tanken die Reichen das Geld aus der Tasche. Einige Studien z.B. der MDR-Wirtschaftsredaktion, zeigen dass der gestiegene Spritpreis in den letzten Monaten vor allem auf Preiserhöhungen der Raffinerien der Ölkonzerne zurückzuführen ist. Schon seit März hätten sich die Preise für Benzin und Diesel an der Tankstelle vom Preis für Rohöl entkoppelt. Tanken wird also teurer, und Ölkonzerne wie Shell, BP/Aral, Total, OMV machen Milliardengewinne.

Und ebenso wie beim Heizen und beim Strom profitieren sie hier von unserer Abhängigkeit: Denn viele von uns können ihr Auto nicht einfach stehen lassen, wenn der Spritpreis zu hoch geworden ist. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind schlecht ausgebaut und teuer. In vielen Dörfern kommt gerade einmal am Tag ein Bus.

Und das ist in den letzten Jahren schlimmer geworden: Seit den 90er-Jahren hat die Deutsch Bahn fast 6000km Schienennetz stillgelegt. Manche Städte haben seitdem überhaupt keinen Anschluss mehr ans Fernverkehrs-Netz. Statt dessen wurden Milliarden in Abwrackprämien und Dienstwagenprämien gesteckt. Geschenke für das Autokapital!

Wie der kaputte öffentliche Verkehr und die Profite der großen fossilen Konzerne zusammenhängen, lässt sich an einem historischen Beispiel aus den USA sehen: In den 1930er-Jahren hat dort General Motors zusammen mit dem Ölkonzern Standard Oil gezielt das Straßenbahnnetz in 45 Städten aufgekauft und stillgelegt. So wurde dort die Abhängigkeit vom Automobil vorangetrieben.

…und die Klimakrise

Trotz allem Gerede vom Kampf gegen den Klimawandel lässt sich also immer noch prächtig mit fossilen Brennstoffen verdienen, und durch die aktuellen Preisentwicklungen sogar noch mehr. Wenig überraschend schnellen die Investitionen in Öl- und Gastechnologie zur Zeit in die Höhe. Damit fachen sie die Klimakrise weiter an. Und die hat sich dieses Jahr wieder deutlich gezeigt: Dürre, Wassermangel, Waldbrände und knappe Ernten sind direkte Folgen, die wir jetzt schon in Deutschland erleben können. In anderen Teilen der Welt sieht es noch düsterer aus: die Überschwemmungen in Pakistan betrafen ein Drittel des Landes und haben Hunderte das Leben gekostet. Brutale Hitzewellen machten Teile Indiens und anderer asiatischer Länder jetzt schon zeitweise quasi unbewohnbar. Hunderte Millionen sind weltweit von Hitze, Dürre und Ernteausfällen bedroht. Das alles, damit Aktionär:innen von Energiekonzernen weiter Kohle scheffeln können!

Schluss damit.

Über die Art der Stromproduktion, dem Heizen im Winter und unserer Mobilität dürfen nicht ein paar mächtige Konzerne auf einem Markt entscheiden!

Leisten wir Widerstand gegen das kapitalistische System. Durchbrechen wir die fossile Abhängigkeit! Schließen wir uns zusammen und kämpfen für die Enteignung der Energiekonzerne. Und für ein System, in dem Heizen, Gesundheit, Wohnen, Strom, Mobilität und alle Dinge, die wir brauchen, keine Ware sind, sondern produziert werden, um uns ein gutes Leben zu schaffen.