Gestern wurde in München verkündet: Die Wiesn 2021 ist abgesagt. Das Oktoberfest sei auf Grund der unsicheren Pandemielage nicht durchführbar.
Als Klimaschützer:innen fragen wir uns also: Bedeutet das, dass die Internationale Automobilausstellung (IAA) auch abgesagt wird? Also das im selben Monat mit zehntausenden internationalen Besucher:innen geplante Greenwashing-Großevent der deutschen Autoindustrie? Schließlich versicherte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter noch im Januar: „Dass die eine stattfindet, die andere aber nicht, das kann ich mir nur schwer vorstellen.“ (SZ)
Doch plötzlich hört sich das ganz anders an. In einem BILD-Interview äußerte sich Reiter zum Stattfinden der IAA positiv und erklärte: „Bei der IAA gibt es die räumliche Enge wie auf dem Oktoberfest nicht – und kein ‚Prosit auf die Gemütlichkeit‘.“ Komisch, wie schnell sich die Haltung von Politiker:innen ändern kann, obwohl weder das Coronavirus weniger gefährlich geworden ist (im Gegenteil, seit Januar gibt es viele neue Mutationen), noch das Impfen besonders gut vorangeht.
Doch merkwürdig bekannt kommt uns die neue Position von Reiter schon vor. Was war da noch..? Ach ja, die tz zitierte im April aus der Präsentation des IAA Konzepts der Messe München und Verband der Automobilindustrie: „Da die IAA Mobility nicht mit dem Münchener Oktoberfest vergleichbar ist, müsste sie auch nicht gegebenenfalls gemeinsam abgesagt werden: Es gibt keinen Alkohol, keinen gemeinsamen Gesang und auch keine physische Enge.“
Vielleicht geht es Reiter und dem Rest des rot-grünen Stadtrats-Koalition ja gar nicht um Infektionsschutz, sondern um wirtschaftliche Interessen?
So sehr wir die Wiesn als Event, das vor allem für sexualisierte Übergriffe und überteuertes Bier steht, auch kritisieren wollen; in der Absage des Oktoberfests und des auf Biegen und Brechen Durchziehens der IAA zeigt sich ein in der Corona-Bekämpfung altbekanntes Muster: Die Freizeit der breiten Massen wird eingeschränkt, während alles, was der Industrie dient, durchgeprügelt wird. Dass die Stadt München als Standort des IAA-Hauptverfechters BMW in dieser Frage eine ganz besondere Position innehat, lässt sich leicht erraten.
Für uns ist klar: Weder im Infektionsschutz, noch in der Verkehrswende können wir uns auf die Politik verlassen! Die Überwindung des Individualverkehrs, die Bekämpfung des Klimawandels und letzlich das Ende des Kapitalismus werden wir nur durch eine starke Bewegung von unten ins Rollen bringen!
Deshalb steht fest, dass wir in jedem Fall im September gegen die IAA auf der Straße sein werden. Wir sehen uns!